Preis < 5,-€ - Traube: ?? - Bewertung: 3
Herkunft / Traube: Rioja / Tempranillo
Land: Spanien
Jahrgang: 2022
Alkoholgehalt: 13,5%
Geschmacksrichtung: trocken
Verschluss: guter Kork
Preis: 2,99€
Bewertung: 4 von 5
Geruch / Blume
Holzig-trockene, kantige erste Nase mit einer Idee von Holunder als Frucht. Reproduzierbar kurz derber Schweiß nach jedem Schenken, danach sehr ähnlich wie zuvor, vielleicht eine Idee weniger trocken-kantig mit etwas mehr Frucht.
Geschmack / Mundgefühl
Sehr mild der erste Eindruck vor dem Einziehen der Luft, womit jetzt nicht wirklich zu rechnen war; danach dann - genau wie eigentlich erwartet - spritzig mit vielen feinen Nadeln, trocken, holzig in den Gerbstoffen und von eher herber Frucht ohne rechte Süße. Ausgewogener bereits der zweite Schluck, runder, kaum noch nadelig und deutlich fruchtbetonter - jetzt auch mit feiner Süße. Zum Abgang hin herb mit einer Prise Bitterstoffe - passt! Ein Korkton (kein "Kork-Schmecker"!) rundet das Holzige eher ab denn zu stören.
Vom Volumen her gut, mäßiger Körper erfreut. Das Mundgefühl ist durch die Bank von ansprechender, wenn auch nicht ganz klarer Struktur und macht den Alegro Rioja fast ein wenig kaubar, jedoch ohne den Zahnschmelz zu beeinträchtigen - gut!
Sehr mineralisch die nicht ganz unscheinbare Säure; trotz des nadeiligen Anfanges weder Belag noch Pelz.
Abgang / Nachgeschmack
Praktisch kein Abgang? Auch nicht erwartbar... ebenfalls nicht, dass es jetzt im Nachgeschmack noch einmal deutlich süßer zugeht, fast bonbonartig und mit Kirsche als Frucht, was den Kojak-Kirsch-Lollie vor das geistige Auge führt; später mehr Mandarine, frisch geschält, vllt. sogar etwas gezuckert. Alles nicht so unangenehme, wie es sich liest. Bleibt lange - in der Art - erhalten, ohne weiter zu oxidieren (muss man dann aber schon mögen...)
Auch mögen muss man, dass es im ganz späten Nachgang - wieder völlig unerwartet - metallisch wird, wie frisch abgeleckter, rostiger Eisennagel (*).
Fazit
Deutlich besser und vor allem interessanter/komplexer als der zuvor verkostete Tempranillo Bio aus gleichem Einkauf bei Aldi(Süd).
Und für 2,99€ praktisch ein Kracher - zumal als Produkt aus ökologischer Landwirtschaft! DER Wein kommt sicher jedesmal mit in die Tüte, sofern er noch zu haben ist.
Dennoch keine "Aktuelle Empfehlung", der späte Nachklang (*) schließt dies leider aus - in Summe reicht es aber für eine "4".
(*)
führt allerdings auch in die Richtung, die der Wein dann nachts einschlägt, nämlich mehrfaches Wachwerden mit total ausgetrocknetem Gaumen.
Wie üblich zieht das keine Abwertung nach sich, da ich bislang keine Rückmeldungen bekommen habe, ob es anderen bei ähnlich Fuselstoff-behafteten Weinen auch nachts ähnlich geht - für mich wird dieser Jahrgang so allerdings tabu sein - dafür ist mir meine Nachtruhe doch zu wichtig.