Preis < 3,-€, Cuvée, Bewertung: 3
Geruch / Blume
Eine eigentlich unscheinbare, schwach süßliche erste Nase, die allerdings eine schwache Parfum-Note bietet. Die zweite Nase ist ein echter Spätzünder: Erst gar nichts, dann - ohne weiter zu schwenken - auf einmal trockene Gerbstoffe und Leder vom Schuster. Das Beste kommt zum Schluss: Klare Noten von Erde, wie beim Gärtnern! Ich denke, das ist das erste Mal, das hier sowas notiert wurde - in knapp 18 Jahren... mal schauen, wie es weiter geht.
Geschmack / Mundgefühl
Erstaunlich süßlich geht es weiter, und ein unangenehmer Belag drapiert umgehend so ziemlich den gesamten Mundraum. Der nächste Schluck: Kaum mehr von Belag, dafür ein nicht minder wenig angenehmes Kribbeln auf der Zunge, das schon so ein bisschen an diese "Ahoi-Brause" aus Kindertagen erinnert. Immerhin wird auch das weniger, dafür das Volumen besser, die unklare Frucht ist ziemlich herb mit süßem Einschlag. Dieses immer noch feinnadlige Kribbeln auf der Zunge vor allem ist von Struktur ein gutes Lichtjahr entfernt.
Ziemlich mineralisch die ziemlich aufdringliche Säure. Belag - s.o. - Pelz... dazu kommt es dann doch... "nicht", wollte ich schreiben, als hätte der Merlot es gehört, gibt es jetzt mehr und mehr davon.
Abgang / Nachgeschmack
Der milde Abgang ist fast das Highlight dieses 2023er Merlot. Die Säure bestimmt den Nachgeschmack, Reste der Frucht sind in Form von trockener Mandarinenschale mit im Spiel. Und auf der Zunge kirbbelt es weiter.
Fazit
Ein schöner Start - ein unschönes Mundgefühl - kein guter Wein.
Der Belag allein war das klare Signal, auf keinen Fall mehr als das Probier-Glas zu mir zu nehmen
Jahrgänge
Die neuen Jahrgänge der Standard-Merlots von Aldi, Norma, Penny etc. fasse ich immer nur mit GANZ SPITZEN FINGERN an - rein aus Erfahrung. So zuletzt beim Merlot von Netto, ich glaube, der 2019er war regelmäßig mehrfach im Korb, während der 2021er nur zum den-Boller-runterpülen geeignet war.
So schlimm ist der aktuelle Kandidat nicht - aber ich rechne mit einer Nacht, in der vom Wein verursachte, aride Vertrocknung des Gaumens zum X-FACHEN Aufwachen und nach dem Wasserglas-greifen lässt.
Egal, wie das ausgeht - im Gegensatz zum 2022er Standard-Merlot von Aldi wird der hier sicher nicht mehr als einmal mitgenommen.
Da sich das Etikett nur durch den Jahrgang unterscheidet, werde ich es wahrscheinlich bem alten Bild belassen.