Preis < 3,-€, Cuvée, Bewertung: 3
Geruch / Blume
Eine mit deutlicher Sauerkirsche recht fruchtbetonte erste Nase, die aber ebenfalls eine - passende - herbe Seite hat, die mit feuchten, moosigen Ästen eine nicht minder deutliche Assoziation zeitigt. Flacht schnell ab, es bleiben mäßig trockene Gerbstoffe, was ebenfalls gut passt. Mehr als eine Handvoll Schweißnoten nach dem Schwenken, dann genau diese muffigen Kellertöne, die es schon beim Vorgänger gab und hier genau so interessant wirken wie seinerzeit. Auch wieder schärfer jetzt der Rasgón, doch mehr in Richtung kantig. Erneut nicht schlecht.
Geschmack / Mundgefühl
Dennoch mild und süßlich vor dem Einziehen der Luft; danach bleibt das Muffige erhalten, hat einen recht konkreten Kork-Ton (nicht "Korkschmecker"!) und führt - als Bild - erneut runter in den Keller. Angenehm ausgewogen die süßen und herben Noten, die jeweils von reifer und unreifer Frucht stammen könnten - welcher, bleibt eher im Dunkeln, Kirsche ist aber sicher wieder dabei. Das Volumen ist sehr gut, die reichhaltigen Nuancen verteilen sich hübsch fast im gesamten Mundraum. Später gewinnt das Süßliche an Gewicht, und es gibt auch beim 2020er wieder einen Schwenk in die Zitrusfraktion, diesmal harmlos-mandarinig (falls es dieses Adjektiv gibt). Dies passt weiterhin zum cremig-milden, zwar harmlos doch ansprechend strukturierten Mundgefühl mit zunehmend "Fleisch". Nur ein schmaler Körper fällt nicht negativ ins Gewicht.
Trotz besagter Frucht-Ansätze gibt sich die Säure spärlich-mineralisch. Weder Belag noch Pelz.
Abgang / Nachgeschmack
Ansatzweise scharf jetzt der eigentlich unauffällige Abgang. Der Nachgeschmack wirkt jetzt sehr hölzern, statt Popcorn eine Tüte Sägespäne zum Film (natürlich übertrieben bildlich). Die Mandarine bleibt, wirkt zunehmend vertrocknet und ist der letzte Eindruck, der sich einstellt, bevor der Wein - wenn auch nicht ganz so schnell, wie es sich liest - flöten ist.
Fazit
Ein facettenreicher, interessanter Wein aus der Rasgón-Linie, besser als der besagte Vorgänger. Der Hang zum muffig-Holzigen allerdings dürfte nicht jedermanns Geschmack sein, meiner ist es beispielsweise nicht. Kein Grund, die "4" zu verwehren, trotz sonstiger Fehlerlosigkeit reicht es aber nicht für mehr.
(*)
Der Bon ist ebenfalls flöten gegangen, doch ich meine, mich erinnern zu können, dass die zuletzt erspähte Bouteille dieser Art inzwischen mit 3,99€ ausgezeichnet war. Dies aber unter Vorbehalt der Nachprüfung
Zur Zeit noch das ältere Bild
Den Vorgänger gab es damals bei Penny, Aktionsware, wenn ich mich recht entsinne; zu kaufen sein dürfte der Wein aber weiterhin bei Getränke Hoffmann. Mal schauen, wenn ich das nächste Mal dort bin.