Wein für Jedermann

Geruch / Blume
Sehr trockene, sehr holzige erste Nase, "angereichert" mit reichlich stehendem, altem, schimmeligen Keller-"Duft", der die"alte Sporttasche" des 2022er Sasseta noch übertrifft.... Nur ganz wenig süße Frucht im Hintergrund. Nicht mehr gar so übel nach dem Schwenken, nivellierter, aber immer noch trocken-stechend - sodass man jetzt schon keine Lust mehr hat, das Ganze zu probieren...

Geschmack / Mundgefühl
Völlig überraschend sehr mild vor dem Einziehen der Luft; doch Gemach: Den Besen, den ich gefressen hätte, würde es nicht stechend weitergehen, den muss ich nicht kaufen. Denn das Stechende kommt bei jedem Schluck, allerdings erst spät - dafür verlässlich (*) - zum Abgang hin. Wie schon beim Vorgänger wenig süß (von wegen "Appassimento") - aber doch etwas Frucht, gutes Volumen, statt Adstringenz nunmehr nur ein leichtes, feinnadliges Kribbeln vor allem auf der Zunge. Weiter extrem holzig, nicht mehr gar so trocken wie die Blume. Kein schlechtes Mundgefühl, schwankt zwischen cremig, Kribbeln und dennoch - recht grober - Struktur. (*) Selbst das Stechende nimmt ab. Kaum zu glauben!
Trotz des doch reichlich krachenden Auftrittes eher mäßige Säure, dafür extrem mineralisch. Völlig überraschend ebenso: Weder Belag noch Pelz!
Nur der angegriffene Zahnschmelz lässt erahnen, dass hier Säure-Camouflage im Spiel sein dürfte.

Abgang / Nachgeschmack
Der schmale Abgang ist dann (völlig überrschend III) mild, der Nachgeschmack kaum anders, sogar mehr Frucht jetzt. Dass der Duca di Sasseto nicht weiter oxidiert, sondern unauffällig abtritt, war ebenfalls nicht zu erwarten...
Schon fast fertig der Text, da kommt - wie zur Mahnung - das Nadelkissen auf die Zunge zurück. Und bleibt über den gesamten Abend!... Tja.

Fazit
Normalerweise lasse ich einige Jahrgänge ins Land ziehen, bevor ich einen Schrott-Wein (wie den Vorgänger des heurigen) erneut probiere. Das hier sollte entsprechend eine "Strafarbeit" werden; "Strafarbeit" deswegen, weil ich zu dämlich war, meine eigene Seite zu konsultieren, als ich bei LIDL im Laden stand - und es außer im Standard-Regal keine "unbekannten" Weine in diversen Gondeln zu entdecken gab.
Wegen der grauenvollen Blume bleibt es zwar bei einer "2", doch diesen Wein muss man nicht wegschütten. Wegen der - ebenfalls krachenden - 15 Vol/% Alkohol sollte man sich aber auf keinen Fall mehr als ein Glas "genehmigen".

Nachtrag
Auch bei diesem Jahrgang: Das Babylonische Sprachgewirr in 3pt-Schrift auf dem hinteren Etikett hätte im Vorfeld schon stutzig machen müssen/sollen... tja.