Preis < 7,-€, Primitivo, Bewertung: 5
Herkunft / Traube: Salento / "Salice Salentino"
Land: Italien
Jahrgang: 2019
Alkoholgehalt: 13,5%
Geschmacksrichtung: sehr trocken
Verschluss: sehr guter Kork
Preis: 4,99€ / ?
Bewertung: 5 von 5
Geruch / Blume
Sehr grasig-grüne erste Nase, die mit einer überraschenden Parfumnote aufwartet, die ebenso schnell verduftet, wie sie gekommen ist. Ein paar Tannine von frisch abgezogener Rinde ergänzen. Kurze Schweißnoten läuten eine zweite Nase ein, die der ersten sehr ähnich ist, doch eine Idee von Süße und Frucht mitbringt.
Geschmack / Mundgefühl
Das Adjektiv, das sich am ehesten vorstellt, ist "gereift": Der Wein wirkt - bevor Nuancen sich zeigen - genau so, wie man es für einen Riserva erwartet. Schwer, das in konkrete(re) Worte zu gießen. Jene Nuancen verteilen sich praktisch gleichmäßig im Mundraum, nur bis ganz nach hinten schafft es der Rione dei Dogi nicht. Sie wirken ebenso ausgewogen wie diffus, eher grün-herb denn fruchtig, aber bar jeder Kante mild und komplett unaufdringlich, was entscheidend zum "Gereift" beiträgt. Fast schon zu wenig auffällig (*).
Inzwischen stellen sich - klare - Noten von Kaffee(Bohnen) sowie dunkler Herrenschokolade ein, so klar, dass es einen eigenen Absatz wert ist - denn so etwas findet sich wahrlich nicht oft! Tatsächlich dominieren sie jetzt den Geschmack.
Im Mundgefühl eine Parade von fein (weiter vorn) bis dezent gröber werdend. Dass hier der Zahnschmelz einen schwachen Angriff meldet, passt komplett nicht ins Bild - da muss man jetzt durch. Körper zeigt sich zwar, doch ein wirklich schüchterner.
Weiterhin kaum Frucht, sehr unfreif geernteter Holunder vielleicht. Der hintere Mundraum spielt jetzt auch mit und bekommt ein klein wenig Feuer ab.
Die extrem mineralische Säure wirkt so ausgereift wie der Rest des Weines. Trotz besagten Angriffes sind weder Belag noch Pelz zu spüren.
Abgang / Nachgeschmack
Zu erwarten der magere, noch unklarere Abgang. Den Nachgeschmack dominieren jetzt wieder Kaffee und Schokolade, die jetzt fast an 100% Kakao herankommt - so wenig süß ist der Salice Salentino nun. Vergeht recht schnell, oxidiert nicht weiter, ganz zum Schluss hat man das Gefühl, eine Kaffeebohne pur im Mund zu haben - was natürlich, wie stets, nur eine Assoziation ist.
Fazit
Das war schon vom Etikett her was anderes. Man hat also auch was anderes erwartet. Und wurde nicht enttäuscht.
Wer diesen Wein bei NORMA auf dem Grabbeltisch (dort fand ich ihn) sieht, sollte unbedingt zuschlangen, denn solche Nuancen finden sich nicht oft.
Sicher gibt es komplexerer, deutlichere Bouteillien, aber es kann ja nichts schaden, auch mal - positiv - eher im Dunkeln zu tapsen. Und dabei Interessantes zu erschmecken.
(*) Kein Wein für zum nebenher Wegtrinken! Aber eine, der gerne einer größeren Runde vorgestellt werden kann - deswegen auch die "5".
Preis
Auf der Flasche klebte so ein oranges "Im-Angebot"-Etikett - für 4,99€. Es wäre nicht verwunderlich hätte der originale Preis für den Riserva deutlichst darüber gelegen!
Rotwein-Gläser von Leonardo - schnörkellos - und grade deswegen empfehlenswert!