Wein für Jedermann

8.03.22

Geruch / Blume
Staubiger Dachboden, ein Hauch von herber Frucht und nicht minder trockener Gerbstoffe, zudem eine leichte Schärfe. Die zweite Nase zeigt sich nicht mehr ganz so trocken und kantig, auch weniger Schärfe, im Großen und Ganzen der ersten ähnlich. Nicht schlecht.

Geschmack / Mundgefühl
Erfreulich mild, großes Volumen, fruchtiger und etwas süßer jetzt, ein 1000er Schmirgel bedeckt auch hier - wie zuletzt beim gestern verkosteten Masseria Torre Rossa - den vorderen Mundraum, doch um Längen weniger störend. Nur die Frage "ist es noch Struktur - oder doch nur Belag" stellt sich schon. Jedenfalls im Mundgefühl keine Spur wässrig. Der Körper ist für einen Gran Reserva äußerst schmal, die Frucht bleibt unklar, changiert aber recht hübsch zwischen herb und leicht fruchtiger Süße, ohne da wie dort überzuborden.
Ziemlich präsent auch hier die sehr mineralische Säure, der feine Schmirgel addiert sich pro Schluck, und vergeht jeweils immer später. Unschön.

Abgang / Nachgeschmack
Ebenfalls sehr flach der kaum der Rede werte Abgang. Ãœberraschend, dass es der Nachgeschmack ihm gleichtut: Es gibt fast keinen; zwar halten sich Reste vor allem des Herben, das war's aber auch schon. Vergeht rasch, ohne weiter zu Unangenehmem zu oxidieren.

Fazit
Generell einen Gran Reserva in 20 Minuten verkostet und beschrieben zu haben - inkl. Tipperei - scheint nicht auf ein Highlight hinzudeuten.
Vielleicht etwas ungerecht und nur der Plörre von gestern zu verdanken, doch der schmirgelige Belag wird schon als Makel empfunden. Der fast komplett ausbleibende Nachgeschmack tut sein Übriges, sodass es für eine "5" nicht reicht. Eigentlich ist die "4" schon geschmeichelt, der Bota Real Gran Reserva des Jahrganges 2013 ist im Vergleich den meisten 3er-Kandidaten hier im Testfeld jedoch schon etwas komplexer.